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Wie spielen Blinde Schach?

 

Nachdem wir, die Schach- AG, letztes Jahr im Sommer gegen Gehörlose gespielt haben, fragten wir uns: Wenn Gehörlose Schach spielen, können dann nicht auch Blinde und Sehbehinderte mit uns spielen? Wie macht man das, wenn man die Figuren und das Schachbrett nicht sehen kann? Wir haben uns informiert, und herausgefunden, dass es Spezialschachbretter und –figuren für Sehbehinderte gibt. Es sind Steckbretter, an denen die schwarzen Felder herausgehoben sind und die Figuren hineingesteckt werden. Die schwarzen Figuren sind durch einen Nippel gekennzeichnet. So können die Figuren erfühlt werden.

 

Herr Linke verabredete mit Herrn Heck, dem Vorsitzenden des Köln–Bonner Blindenschachvereins, ein Treffen am 6. Mai in den Räumen des Vereins in Köln, an dem auch Essener Sehbehinderte teilnahmen. Gleichzeitig wurde noch ein Gegenbesuch der Blinden bei uns abgemacht.

 

Am Samstag war es dann soweit. 7 Mädchen und 3 Jungen der Schach-AG durften mitfahren und trafen sich gegen Mittag am Langenfelder S-Bahnhof. Wir fuhren mit der S-Bahn nach Köln-Deutz und von dort aus mit der Straßenbahn weiter. Dieser Plan klappte nicht ganz reibungslos, da die S-Bahn Verspätung hatte und wir einen kleinen Sprint einlegen mussten, um die Straßenbahn noch zu bekommen. Für den abschließenden Fußweg hatte man uns eine Wegbeschreibung für Blinde gegeben, die so anfing:
"Gehen Sie die Treppe entgegen der Fahrtrichtung. Sie hören rechts eine Kirche" Auf dem halben Weg trafen wir zufälligerweise Herrn Heck mit seinem Blindenstock und seinen Begleiter, die ebenfalls auf dem Weg zum Veranstaltungsort waren.

 

Als wir ankamen, frühstückten die Sehbehinderten gerade und wir konnten erst einmal Atem schöpfen. Herr Linke hatte uns „normale“ Schachbretter mitgenommen, damit es für uns übersichtlicher war. Wir sollten uns dann gegenseitig die Züge ansagen. Das hatten wir am Tag davor noch einmal geübt, weil es für uns ungewohnt war.

 

Dann suchten wir uns einen blinden Mitspieler, mit denen wir gleich per 'Du' waren. Das Spielen klappte hervorragend und wir kamen mit der etwas ungewohnten Spielweise gut zurecht.
Als wir eine Weile gespielt hatten, gab es eine Überraschung. Der Blindenhund Charlie und sein sehbehindertes Herrchen trafen ein. Mehrere von uns freundeten sich sofort mit ihm an.

 

Zwischen den Spielen gab es Kaffee und leckeren Kuchen und wir konnten uns etwas über das Leben Sehbehinderter erzählen lassen. Wir erfuhren zum Beispiel, dass es sprechende Uhren gibt. Wir fragten auch nach den komischen Pickeln, die statt der Buchstaben auf manchen Gegenständen waren. Da informierten uns die Leute über die Braille-Schrift (Blinden-Schrift) und führten uns das Lesen der Schrift vor. Wir konnten uns auch an Schreibmaschinen für die Braille-Schrift versuchen. Es gab drei Tasten für die Punkte rechts und drei für links. Mit den dreien konnte man oben, unten und in der Mitte die Punkte stanzen. Schnell hatten wir den Dreh heraus und wir stanzten unsere Namen und Adressen. Wir fragten noch vieles mehr und bekamen alles freundlich erklärt. Gerne wären wir noch länger geblieben, doch wir mussten uns von den Blinden und von Charlie um fünf Uhr verabschieden. Auf dem Weg zurück gab es ein Problem: Wir verpassten die S-Bahn trotz schnellen Laufens und mussten zwanzig Minuten warten. Aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt und wir freuen uns schon auf den Gegenbesuch im September.

 

Und wer an der Spielstärke der blinden Schachspieler zweifelt, soll sich auf der Internetseite (www.kag-langenfeld.de/schach) die drei Schachspiele anschauen.

 

Susanne Geuer, 6a


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